Hildegard Mettler

Der Wald und die Natur bieten unendliche Lerngelegenheiten. Für mich ist es ein wahrer Schlüsselbund zu einer Fülle von Schätzen, die sich einem öffnen, wenn man den Schlüssel ergreift... Egal ob man einen Schlüssel für die eigene Persönlichkeitsentwicklung  oder einen Schlüssel zu den verborgenen Schätzen eines einem anvertrauten Kindes sucht; die Natur kann sowohl für die persönliche Entwicklung, die eigene Stressbewältigung wie auch für das schulische und lebenslange Lernen vermittelnd sein. Die Natur schafft einen natürlichen Zugang zu den oft abstrakten schulischen Themen. Ob naturkundliche Themen, die Auseinandersetzung mit historischen Lebensformen, soziales Lernen, einen durch die Sinne erlebbaren Zugang zu Literatur oder lebenspraktische Tätigkeiten wie Kochen - die Möglichkeiten sind unendlich vielfältig. Gleichzeitig sind aber das Beobachten und sich aufhalten in der Natur selbst wunderbare Lehrmeister, da dadurch viele Kernkompetenzen, wie beispielsweise genaues Beobachten, differenzierendes Betrachten, Rücksichtnahme u.v.m. fast beiläufig ausgebildet werden. Durch die Vielfalt der Möglichkeiten kann auch gut fächerübergreifend gearbeitet und überfachliche Kompetenzen können gefördert werden. 

Gemäss Piaget ist Lernen eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Welt, wobei der/die Lernende immer sein/ihr inneres Abbild mit den äusseren Begebenheiten abgleicht und korrigiert. Dies ist eine der bekanntesten Vorstellungen von Lernprozessen. Im Grunde kann man also sagen, dass alle Eindrücke auf irgendeine Form verarbeitet werden müssen und daher Lernen unablässig - auch beim erwachsenen Menschen - stattfindet. Die Natur bietet ein Umfeld mit unendlich vielen und sich verändernden Sinneseindrücken und Erfahrungen. Sie vermittelt zudem andere Eindrücke als die moderne Welt mit digitalen Medien und asphaltierten Strassen - ohne dies zu werten. Diese zusätzlichen Erfahrungen sind wertvolle Lernmomente, die unser Weltbild um einige Dimensionen anwachsen lässt. 

Ich bin überzeugt, dass durch spannende Aktivitäten im Freien, spielerisches Lernen und durch Momente voller entzücktem Staunen die Verbindung des Menschen zur Natur neu geknüpft werden kann. Dies ist für mich der Grundstein einer Erziehung zu einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unseres schönen Planeten: Was man liebt und womit man sich verbunden fühlt, schützt man! 

Ich erachte es als elementarer Bestandteil von Bildung, Kindern und Jugendlichen sowie sich selbst immer wieder Zugang zu realen Erlebnissen und Erfahrungen mit konkreten Lerngegenständen zu ermöglichen. Ebenfalls bin ich der Ansicht, dass der Mensch mit der Natur verbunden und ein Teil der Natur ist und diese Verbindung zu einem gesunden Menschen und einer gesunden Umwelt beiträgt. Die Natur bietet uns diese Gelegenheiten und nebenbei setzt sie noch Phytohormone und Terpene frei, die unsere Stresshormone mindern und die Abwehrkräfte stärken - Wieso also nicht den Schlüssel ergreifen und die Schätze nutzen?